Unsere Zeit in Mexiko
Viel Gutes kann ich nicht berichten.
Wir lebten auf rund 2500m Höhe. Die Temperaturen waren hier eher mitteleuropäisch durchwachsen mit Tiefsttemperaturen um 0 Grad mit Hagelschauern und Höchsttemperaturen nahe 30 Grad.
Wir wussten, dass Mexiko berüchtigt ist für Gangs, Kriminalität und extremes Einkommensgefälle. Aber wir waren nicht darauf gefasst, dass wir so schnell mit Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr, Feigheit vieler Menschen und der Korruption der Polizei zu tun bekommen würden.
Zudem kamen noch unüberwindliche bürokratische Hindernisse bei der Immigration, die darin mündeten, das meine gesamte Familie sich 2 Jahre illegal im Land aufhalten mussten und wir in ständiger Angst lebten, von der Polizei einkassiert zu werden. Als Folge dieser Illegalität konnte meine Frau keinen Führerschein beantragen und musste 2 Jahre ohne gültige Fahrerlaubnis fahren.
Da in diesem Land praktisch ausschließlich spanisch / mexikanisch gesprochen wird, waren wir zunächst nicht einmal in der Lage bei McDonalds zu bestellen, oder auch nur nach dem Weg zu fragen. Die Nähe der Vereinigten Staaten hat hier in Mexiko Stadt bezgl. der Sprache offensichtlich keinerlei Bedeutung. Selbst Schreiben der deutschen Botschaft werden nur auf Spanisch verfasst. Und auch der Botschafter selbst verwendet bei Reden im Colegio Aleman ausschließlich Spanisch.
Auch Fahrten innerhalb des Landes waren wegen der vielen Kontrollen immer sehr riskant. Und Urlaub in anderen Ländern war per se unmöglich, da meine Familie nicht mehr hätte einreisen können. Allerdings: Benzin ist qualitativ hochwertig und relativ billig.
Private Krankenversicherungen sind derart teuer, dass wir uns bei meinem Gehalt als frei angeworbener Lehrer, keine adäquate leisten konnten, die auch nur annährend das abdeckt, was eine gesetzliche deutsche Krankenkasse täte. Wir haben jeden Tag gebetet, dass unsere Kinder und wir gesund bleiben, denn Kosten bei ernsthaften Erkrankungen hätten wir nicht bezahlen können. Wir hätten also die staatliche IMSS Krankenkasse in Anspruch nehmen müssen, deren Leistungen sehr zweifelhaft sind. Der Tumor im rechten Ohr, meine Rückenprobleme und meine Herzrhythmusstörungen blieben also 2 Jahre lang unbehandelt.
Mieten liegen in der Gegend in der wir lebten und arbeiteten (La Herradura) oberhalb des Mietspiegels vieler deutsche Städte (Und das für Wohnungen ohne Heizung). Für Strom haben wir rund 100 Euro im Monat berappen müssen.
Straßen befinden sich größtenteils in katastrophalem Zustand.
Lebensmittel, die in Etwa deutschem Standard entsprechen, kosten ebenfalls mehr als in deutschen Supermärkten.
Summa Sumarum: Uns blieb zum Leben nicht viel mehr Geld als Hartz 4 in Deutschland.
Die Schule:
Hier ein paar Fakten als Stichpunkte:
- Das Colegio Aleman ist eine spanische Schule mit einigen Fächern, die auf Deutsch unterrichtet werden. In der Grundschule Klasse 3:
- 3 Fächer auf Deutsch,
- 8 Fächer auf Spanisch.
- Das Colegio Aleman ist schon alleine deshalb keine deutsche Schule.
- In allen Klassenstufen sprechen 2013 weniger als 10% der Schüler zu Haus deutsch (in der Schule ist die Zahl der deutsch sprechenden Kinder noch geringer.)
- Die Deutschkenntnisse der Schüler sind überwiegend schlecht. Eine Kommunikation auf Deutsch ist deshalb vor Allem bei jüngeren Schülern kaum möglich.
- Die Kommunikation zwischen den Schüler, zwischen Verwaltung und Lehrern, zwischen Vorstand und Lehrern und überwiegend zwischen Lehrern und Schülern ist spanisch.
- In der Verwaltungsleitung wird ausschließlich spanisch verstanden.
- Die Schule hat kaum deutsche Strukturen und kann deshalb nur bedingt Ansprüche innerdeutscher Schulen und deutscher Auslandsschulen erfüllen.
- Lehrer werden durch sog. Präfekten kontrolliert.
- Schüler müssen Inhalte erlernen, die nicht Teil des deutschen Lehrplans sind. Das belastet einerseits das Lernpensum deutscher Schüler unnötig, andererseits kommen dadurch notwendige Inhalte innerdeutscher Lehrpläne zu kurz.
- Das Colegio Aleman in Mexiko hat 2013 mit die wenigsten Urlaubstage im weltweiten Vergleich deutscher Auslandsschulen.
- Die Außenwirkung der Schule ist jedoch sehr gut, denn für zahlreiche sehr üppig ausgerichtete Veranstaltungen der Schule sind immer hinreichend finanzielle Mittel vorhanden.
- Schüler duzen Lehrer und sprechen sie mit Vornamen an. Auch das verhindert einen respektvollen Umgang mit Lehrern.